Technologie

21.12.2021

Design Systeme – Gamechanger der Customer Experience?

Die technologische Entwicklung und die damit verbundene zunehmende Zahl an unterschiedlichen Medien und Endgeräten stellen neue Anforderungen an die digitale Produktgestaltung und Softwareentwicklung. Das Design muss flexibel und skalierbar sein und dabei dennoch vollständig konsistent über jede technische Umgebung hinweg. Gelingt Unternehmen eine solche konsistente Customer Experience, wirkt es sich positiv auf ihre externe Wahrnehmung aus. Doch wie lassen sich solche plattformübergreifenden, konsistenten Erlebnisse schaffen?

Design Systeme

Die Vision: konsistente Benutzererlebnisse

Eine Antwort bieten vermeintlich Design Systeme. Dabei handelt es sich um einen systematischen Ansatz, der mit einer Reihe von Standards (Werkzeugen) hilft, Design in großem Maßstab zu verwalten. Zeitgleich sollen sie Einheitlichkeit über alle Kanäle hinweg gewährleisten. Designer und Entwickler nutzen dabei das gleiche System und arbeiten Hand in Hand, um möglichst effizient kohärente digitale Umgebungen zu ermöglichen.

UX, UI und Frontend-Komponenten ständig neu zu entwickeln, kostet unheimlich viel Zeit, Nerven und letztendlich auch Geld. Design Systeme stellen hingegen einen Ansatz dar, den wir bereits aus unserer Kindheit von Legobausteinen kennen. Es gibt eine ganze Reihe effizienter, voll funktionsfähiger Komponenten, die nur noch zusammengesteckt werden müssen – nur diesmal digital. Konkret heißt das: Entwickler und Designer erstellen gemeinsam einen Baukasten und ganze Organisationen profitieren, indem sie sich exakt die designten Code-Schnipsel ziehen, die sie für ihre Anwendung benötigen. Verwendungsregeln, Verhalten, alles ist von vornherein definiert, sodass die Implementation neuer Applikationen einen Bruchteil einer regulären Entwicklung kostet.

Die Brücke zwischen Strategie, Design und Entwicklung

Entwickler coden häufig unzählige Stunden, Designer erarbeiten die neusten Kreationen und Strategie-Abteilungen erstellen zukunftsweisende Konzepte. All das gibt es auch mit Design Systemen, nur wird nicht jedes Mal von vorne begonnen. Neben der gestalterischen Einheitlichkeit können sie so auch Entwicklungskosten senken, Kommunikationsaufwände reduzieren und die Qualität des eigenen Codes erhöhen. Digitale Erlebnisse befinden sich im ständigen Wandel, was dazu führen kann, dass unzählige Webseiten, Landingpages, Apps und Plattformen händisch angepasst werden müssen. Ein zentraler Vorteil von Design Systemen ist dahingegen die globale Implementation von Änderungen.

Profitieren können so insbesondere auch weniger Technik-affinen Stakeholder. Design Systeme stellen sicher, dass alle Beteiligten die gleiche visuelle Sprache sprechen und verstehen. Zuvor komplexe Codes werden allen Stakeholdern zugänglich gemacht. Teamübergreifende Produktentwicklungen werden möglich und der Fokus wird auf den Inhalt, statt die technische Umsetzung eines Produktes gelegt. Design- und Entwicklungsteams können so peu à peu die Einzelkomponenten perfektionieren, Features bauen, und global zur Verfügung stellen.

Technikführende Unternehmen wie Apple, IBM und Porsche sind bereits heute mit eigenen Design Systemen auf dem Markt und bieten aus einem zentralen Repository UX, UI und Code mit allen gestalterischen Richtlinien für deren digitale Applikationen mit einheitlicher Konzeption an. Gerade kleinere Unternehmen oder solche, die Digitalisierung nicht so sehr als ihre DNA verstehen, verzichten jedoch noch häufig darauf. Dabei sollten diese Faktoren jedoch nicht über den Einsatz eines Design Systems entscheiden. Wie zuvor beschrieben, könnten gerade weniger Technik-affine Stakeholder davon profitieren.

Bei den vielen Vorteilen stellt sich nun die Frage, warum nicht alle Unternehmen auf Design Systeme setzen. Wenn die Größe nicht alleine entscheidend ist, welche Kriterien sind es?

Unternehmen mit vielen unterschiedlichen digitalen Plattformen oder solche, die eine hohe Anzahl digitaler Endkanälen bespielen, können stark von einem Design System profitieren. Es wird einmalig gestaltet und im Nachhinein können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfach die relevanten Elemente des Baukastens exakt dann nutzen, wenn sie diese brauchen. Einzelabteilungen werden einheitlich funktionierende und konsistent aussehende Produkte erstellen, die kontinuierlich geupdatet werden können. Ein Design System dient sozusagen als lebendiger, atmender Styleguide, den niemand mehr (außer dem Design System Team) adaptieren muss. Er appliziert sich ganz von allein. Das Design System ist somit „the single source of truth“ (“der einzige Punkt der Wahrheit”). Für ein Unternehmen mit einer geringeren Anzahl an digitalen Plattformen könnte hingegen der initiale Aufwand eines Designsystems weniger lohnend sein.

Die Frage, ob Design Systeme der Game Changer der CX sind, lässt sich also nur individuell beantworten. Als Unternehmen gilt es vor allem kritisch zu analysieren, wie viel Aufwand die eigenen Teams aktuell in redundante Tätigkeiten investieren. Und wie viele Applikationen – etwa Webseiten und andere digitale Plattformen – es nicht nur heute, sondern auch in der Zukunft zu bespielen gilt. Ist diese Zahl hoch, sollte ein Design System in Betracht gezogen werden, andernfalls können aber auch konventionelle Herangehensweisen für eine optimale CX sorgen.

Patrick Auer
Über Patrick Auer:

Als Fullstack Developer arbeitet Patrick primär an umfangreichen Weblösungen auf Basis von pimcore und entwickelt State-of-the-Art CX-Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden. Die Besonderheit dabei: Von Haus aus ist er Software-Entwickler für die Mensch-Computer-Schnittstelle und vereint durch seine besonderen Kenntnisse Kreation, UX und Entwicklung.